Mittwoch, 19. April 2017

[Rezension] "Abgeschnitten" - Sebastian Fitzek/Michael Tsokos

Autor: Sebastian Fitzek / Michael Tsokos
Titel:  Abgeschnitten


Verlag: Droemer Knaur
Umfang: 400 Seiten

Preis Print / Ebook: 9,99 € (Taschenbuch) / 9,99 €

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Zum Inhalt:

Rechtsmediziner Paul Herzfeld findet im Kopf einer monströs zugerichteten Leiche die Telefonnummer seiner Tochter. Hannah wurde verschleppt – und für Herzfeld beginnt eine perverse Schnitzeljagd. Denn der psychopathische Entführer hat eine weitere Leiche auf Helgoland mit Hinweisen präpariert.
Herzfeld hat jedoch keine Chance, an die Informationen zu kommen. Die Hochseeinsel ist durch einen Orkan vom Festland abgeschnitten, die Bevölkerung bereits evakuiert. Unter den wenigen Menschen, die geblieben sind, ist die Comiczeichnerin Linda, die den Toten am Strand gefunden hat. Verzweifelt versucht Herzfeld sie zu überreden, die Obduktion nach seinen telefonischen Anweisungen durchzuführen. Doch Linda hat noch nie ein Skalpell berührt. Geschweige denn einen Menschen seziert …


Meine Meinung:
Im Vorfeld war ich gespannt, wie  Fitzek und Tsokos es umsetzen können, gemeinsam an einem Psychothriller zu schreiben und welches Ergebnis am Ende dabei herauskommen wird. Am Ende muss ich feststellen, dass das Ergebnis sich durchaus sehen lassen kann, auch wenn einige Szenen sehr blutig, ja sogar grauenhaft und äußerst detailgetreu erzählt wurden.

"Abgeschnitten" ist eine Mischung, die ich, wenn ich mir die beiden Autoren anschaue, auch so erwartet habe. Ein Thriller-Autor (Fitzek) und ein Rechtsmediziner in Berlin schreiben gemeinsam ein Buch, in welchem es um Mord, Sezieren, Folter und Tod geht. Äußerst spannend geschrieben, und sehr plastisch beschrieben für Freunde der forensischen Pathologie.

Es existieren zwei grundsätzliche Handlungsstränge, die an den beiden Protagonisten hängen. Da ist zum einen Rechtsmediziner Paul Herzfeld, der einen Kampf gegen die Uhr führt, um seine Tochter lebend zu finden. Zum anderen ist das die Comiczeichnerin Linda, die eher zufällig in die Sache hineingerät und sich doch als äußerst "harte" Protagonistin entpuppt. Beide Stränge wechseln sich im Plot ab und lassen einen immer wieder mit einem Cliffhanger zurück, um mal eben den anderen Handlungsstrang weiter zu führen.

Die Autopsien, die Linda im Auftrag Herzfelds durchführt, sind aus meiner laienhaften medizinischen Auffassung recht detailiert, damit aber auch ein wenig zu bildreich erklärt. Für einen Gerichtsmediziner ist dies Alltag, für einen Leser von Thrillern aber bisweilen ein wenig "to much"! Angesteckt durch diese rechtsmedizinischen Fakten hat es die beiden Autoren aus dazu inspiriert, die Vergewaltigungsszenen in dem Buch so plastisch zu beschreiben, dass ich den Eindruck hatte, kein Psychothriller vor mir zu haben, sondern einen Buch aus dem Horror-Genre.

Leider finde ich die Protatonisten Linda wenig authentisch. Sie zeichnet Comics und ist anfangs ziemlich introvertiert, verängstigt und sehr verunsichtert. Doch auf einmal wandelt sie sich zur starken Frau, die es ohne Probleme schafft, an Leichen so herumzuschneiden, als würd ihr dies überhaupt nichts ausmachen. Sie war mir, dafür dass sie Menschen aufschneidet, einfach zu kalt. Das kann ich mir im wirklichen Leben nicht so vorstellen.

Die Handlungsstränge von Herzfeld und Linda fand ich bisweilen etwas überzogen und besonders zum Schluss doch sehr unstrukturiert und abwegig. Wenn man sich das Buch aus einer Überflieger-Sicht betrachtet, bemerkt man einen deutlichen Hinweis an unsere Justiz in Deutschland, bei der man einen Blick auf das Strafrecht werfen sollte und vor allen Dingen eine Verhältnismäßigkeit zwischen den Strafen bei Mord/Verstümmelung und Vergewaltigungen herbeiführen sollte.

Fazit:
Ein aus meiner Sicht überzogener, nicht immer authentischer Roman, der zwar eine gewisse Spannung aufweist, jedoch insgesamt zu blutig und zu unrealistisch daher kommt. Schade, ich hatte mir mehr erwartet. Insgesamt nur 2,5 von 5 möglichen Sternen.

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